Die Kritik am christlichen Absolutheitsanspruch und am idealistischen Geschichtsdenken ist Anlaß, nach einer philosophisch vergewisserten Methode zu fragen, welche die Einmaligkeit menschlicher Freiheitsgeschichte und das bleibende Verwiesensein der freien Menschen aufeinander sowie die Ansprechbarkeit für Gott und seine mögliche Offenbarung in der Geschichte angemessen reflektieren kann. Richard Schaeffler und Karl Rahner stehen von religionsphilosophischer bzw. theologischer Seite für ein Freiheitsdenken, welches den geschichtlichen Charakter der transzendentalen Bedingungen des menschlichen Weltverhaltens hervorhebt. In kritischer Auseinandersetzung mit ihren Optionen kann plausibilisiert werden, daß die singuläre Geschichte des konkreten Menschen Jesus für alle Menschen Bedeutung gewinnen kann, ohne die Situation des Leidens und der Ungerechtigkeit auszublenden, die bleibende Berufung Israels zu enteignen oder die Marginalisierung von Frauen im Christentum zu überspielen. Inhaltlich wird die geschichtsbewußte und das Leiden und Unabgegoltene der Menschen erinnernde Gestalt transzendentalen Denkens in einer futurisch-eschatologischen Konzeption des (er-)wartenden Christus zentriert, welche als positionell christliche Wahrheitsantizipation des Ganzen der Wirklichkeit in den Dialog der jeweils perspektivischen Weltanschauungen und Religionen eingebracht wird.